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8 Minuten Eimsbüttel

Die zweite Runde des Eimsbütteler Poetryslams "8 Minuten" im Javahouse. Wieder nur vier AutorInnen in zwei Runden. Das Publikum ist für einen Slam extrem gesittet, mit der Jury war ich selten so wenig einverstanden. Hätte man die Ergebnisliste komplett umgedreht, wäre das schon eher meine Rangliste gewesen.


  • Johanna: Anfänglich ein paar despektierliche Bemerkungen über Blogger, dann zwei schöne Geschichten über den Rentner Herrn Bode, der sich von schreienden Kindern verfolgt fühlt, und über die Eltern mit den beiden perfekten Kindern. Obwohl beide Geschichten eigentlich einer einfachen Idee folgten, waren sie doch konsequent und unterhaltsam zu Ende gebracht. (Mein Platz 3 / Jury Platz 2)

  • Uwe "Ich bin der Methusalem": Ein Schnacker im breiten Lokalkolorit. Auch wenn die Geschichten literarisch vielleicht keine Highlights sind, hat der Mann was zu erzählen. Außerdem punktet er bei mir mit dem durchaus interessanten Anliegen, Geschichten aus einer bestimmten Lebenszeit/-welt (nämlich seiner), zu erhalten und weiterzuerzählen. So gab es humorvolle Geschichten aus dem Leben eines Sanitärinstallateurs. (Mein Platz 2 / Jury Platz 4)

  • Anja: Ach du Scheiße. Ein paar abgedroschene "Mäuschen-Päuschen-Kläuschen"-Reime, einmal "Ficken" gesagt und das andere Geschlecht vulgär beschimpft (mehr als Pose, denn als Notwendigkeit). Ach ja, und mit dem eigenen, angeblich zu fetten Arsch kokettiert. Das Publikum war zwar eher indifferent, aber bei der Jury hat das für eine kraße Überbewertung gereicht. Obwohl mich erst mein Sitznachbar darüber aufgeklärt hat, das ein Text des zweiten Blockes zu mindesten 80 Prozent geklaut gewesen sei (ich habe vergessen von wem, kannte ich auch nicht), hatte ich ohnehin den Eindruck, keinen der Reime noch nicht gehört zu haben. Entgegen der Ansage der Autorin wurde nicht ein Alptraum im Text beschrieben sondern auf der Bühne zelebriert. Da ist bestimmt ein Westerwelle in der Karnevalsbütt kreativer und unterhaltsamer. (Bei mir mit Abstand letzter Platz / Jury Platz 1).

  • Verena: Die einzige Autorin die ich schon kannte. Sie hat zwei längere Texte vorgelesen, denen man anmerkte, dass sie der ein oder anderen Bearbeitungen unterzogen waren. Schöne, erkennbare Bilder. Obwohl pubertierende Mädchen in den 80ern nicht ganz meine Welt sind, fand ich das sehr überzeugend. (Mein Platz 1 / Jury Platz 3)



Demnächst gehe ich wieder zum Original, wegen Knieaua darf ich sowieso nicht Basketball spielen.

Blogger lesen in den Frühling

Im Foolsgarden zelebrierten diverse BloggerInnen den Beginn der Heuschnupfensaison. Mit Taschentüchern, Tabletten und Asthmaspray bewaffnet stand ich rechtzeitig vor der Tür, wie sich herausstellen sollte, war es aber wohl ungefähr die richtige Raumgröße für die Anwesenden. Wenn man mal vom bloßem Raumvolumen ausgeht. Da sich in dem Laden so gegen 2003 das letzte Sauerstoffmolekül verflüchtigt hat, empfiehlt sich allerdings Tauchgerät. Die Temperaturen sind ab dreizehn ZuschauerInnen - gestern waren es wohl zehnmal so viel - hochsommerlich. Hochsommer in Barcelona, nicht Hamburg!

Die Lesung war toll. Eigentlich durch die Bank interessante, unterhaltsame und nicht selten komische Geschichtchen. Außerdem gibt es nun zu dem ein oder anderem Blog ein Gesicht und eine Stimme. Für eine ausführlichere Kritik fehlt mir gerade die Zeit, deshalb verweise ich (mal wieder) auf Herrn Paulsen, den charmanten Moderator des Abends, der in seinem Kiosk nicht nur eine Nachlese gebloggt hat, sondern dort auf fleißig links auf die MitstreiterInnen, Kommentare usw. sammelt.

Spontane Entschlüsse und gute Unterhaltung

Nummer Eins

Vorgestern war ich aus mir nicht mehr ganz ersichtlichen Gründen auf den Seiten des Thaliatheaters, um voller Freude festzustellen, dass am selbigen Abend noch Kuttner auf der Bühne in der Gaußstraße, mit einem seiner Videoschnipselvorträge die Welt erklärt. Kurzentschlossen bin nach meinem Polnischkurs in die Gaußstraße geradelt, wo ich ja auch immer schon mal hinwollte. Nach der üblichen Endlosschleife legte Kuttner in seiner unnachahmlichen Art los und bereitete das Publikum gründlich auf die alsbald folgenden Videoschnipsel vor.

Während sich der Zusammenhang mit dem Metathema des Abends "Die Kränkung des Islam durch das Abendland" bei dem wirklich beinharten Filmchen über die Jacobsisters live in Teheran oder der stupid-rassistischen Afri-Cola-Werbung noch recht einfach erschloss, musste man bei anderen Filmchen schon genauer den Ausführungen Kuttners folgen. Nur bei dem Ausschnitt mit dem DDR-Fernsehkoch Kurt Drummer bliebt die Analyse in den Ansätzen stecken - da wäre mehr drin gewesen.

Ein sehr unterhaltsamer Abend, aber bei allem Amüsement keineswegs unkritisch. Kuttner geht recht eigen(sinnig)e Wege, redet sich in atemberaubender Geschwindigkeit um Kopf und Kragen, ohne sich und das Publikum aus der Verpflichtung zu entlassen, genau hinzugucken und nachzudenken.

Verpasst? Am 20.05. gibt es einen weiteren Kuttner-Vortrag im Thalia in der Gaußstraße - hingehen!

Nummer Zwei

Gestern saß ich zu Hause rum und bejammert mein Schicksal als durch eine Knieschädigung vom Basketballspiele abgehaltener Basketballer, als mein RSS-Reader einen Aufruf des Herrn Paulsen vor meine Augen zauberte. Also wiederum kurzentschlossen auf das Fahrrad gesetzt und das Javahouse in Eimsbüttel aufgesucht. Als Nicht-Eimsbütteler fand ich das Ambiente eher gewöhnungsbedürftig, aber deshalb wohne ich da ja auch nicht. Annonciert war ein Poetryslam, der sich von den üblichen Veranstaltungen dieser Art allein durch das Zeitlimit von acht Minuten unterschied.

Angesichts von nur 4 Autoren (keine -innen) einigte man sich auf zwei Durchgänge. Es begann ein wenig müde, was man aber keineswegs den Vortragenden anlasten darf, insgesamt fand ich die Geschichten des ersten Durchgangs sogar ein wenig besser, aber das Publikum schlief entweder oder hat das einfach anders gesehen. Ärgerlich fand ich aber die - im Verhältnis zum Rest - kraße Unterbewertung der Geschichte von Gordon, über eine alptraumartige Heimholung in den Schoß der Familie. Mit dem Start der zweiten Runde trat dann aber doch das Publikum ein wenig in Erscheinung. Schon knapp in Führung liegend konnte Stevan m. E. als einziger auf die Geschichte der ersten Runde noch eins drauflegen, so dass er am Ende auch verdient gewonnen hat. (Was dieser bescheidene Mensch in seinem Blog verschweigt.) Gordon konnte sich durch sein furioses Finale mittels vorgetragener Beschwerdebriefe an eine Wohnungsbaugenossenschaft, die ich aber beim zweitenmal hören nicht mehr ganz so lustig fand, noch auf Platz zwei vordrängeln, was mich mit der Jury dann wieder ein wenig versöhnt hat.

Verpasst? Am 19.05. gibt es erneut 8 Minuten Eimsbüttel im Javahouse (Osterstraße 4) - hingehen!

Go out and surf ...

Vor gar nicht so langer Zeit gab ein Teil der überlebenden Surfaris, die zu unrecht immer auf "Wipe out" reduziert werden, ein Konzert im Fundbureau, das war großartig. Offensichtlich hat es nicht nur mir gefallen, den diesmal war die Hütte eher voller.

  • Tod im Strandkorb
    Wunderbarer Surfrock aus HH-Ottensen, nett wie immer. Aber der Bass zu laut.

  • Marita Röck
    Live genauso langweilig, wie auf Platte.

  • Surfaris
    Nachdem technischen Desaster zu Beginn (Gitarrenamp gestorben, Basssaite gerissen) haben die "alten Säcke" wieder ordentlich losgelegt. Ein unglaublicher Drummer; wenn das mein Schlagzeug gewesen wäre, hätte ich die ganze Zeit Angst darum gehabt. Der wäre er mit zwei Zahnstochern lauter am Trommeln, als ich das mit einem Paar handelsüblicher Drumsticks jemals könnte. Der Ex-Bassist von Dick Dale an der dritten (!) Gitarre hat ordentlich Dampf gemacht und der Bassist müsste sich in mancher Punkband nicht verstecken. Da ist man dann fast froh, dass die Herren an den anderen beiden Gitarren auch mal ruhigere Akzente setzen.



Mir klingeln noch ein bisschen die Ohren.

Fehlfarben - live

Man hatte mich verschiedentlich gewarnt. Das Konzert auf dem Wuhlheidenfestival nach der Platte des himmlischen Friedens fand ich selbst beschissen. Und die Fehlfarben-Konzerte in Hamburg sollen traditionell die schlechtesten sein. Trotzdem war ich am 16.03. im "Übel & Gefährlich" (Weltbühne-Nachfolger), um die alten Recken hören. Ja, ich bin auch so einer, der "Monarchie & Alltag" für eine der wichtigsten Platten im Leben (und überhaupt) halten. Immer noch.

Aber zum Glück bedient Fehlfarben das Klischee nicht. Ein paar wenige alte Gassenhauer werden eher lustlos und eigenwillig runtergespielt. Ansonsten gibt es die Sachen der "neueren" Scheiben. Zwischendurch labert sich Peter Hein um Kopf und Kragen, damit auch ja jeder merkt, dass er ein Arschloch ist. Aber die Stimme (und seine Texte) lassen einen das für einen Abend ertragen. Vorallem Bass und Schlagzeug eine Bank. Respekt. Gitarre erwartungsgemäss (schlecht). Nettes Licht, schöne Filmschnipsel im Hintergrund.

Ich fand es es gut. Toller Einstieg ins Wochenende (mit sehr nettem Besuch). Und schließlich kam dann ja noch eine Beerdigung erster Klasse.